US-Banken erhalten mehr Befugnisse für Dienstleistungen rund um Bitcoin und Krypto

Die vergangenen Tage markieren einen historischen Wendepunkt für Bitcoin und die US-Krypto-Branche. Präsident Donald Trump unterzeichnete ein Dekret für eine strategische Bitcoin-Reserve . Zudem fand der erste Krypto-Gipfel im Weißen Haus statt.

Am 7. März 2025 veröffentlichte die OCC den sogenannten Interpretive Letter 1183 – eine Bestimmung, die zunächst die alte Richtlinie 1179 vom 18. November 2021 aufhebt, da sie für nicht mehr notwendig eingestuft wurde. Diese Maßnahme soll regulatorische Hürden abbauen, Transparenz fördern und innovative Technologien den gleichen regulatorischen Standards unterwerfen wie traditionelle Banktechnologien.

Die heutige Maßnahme wird die Belastung der Banken bei kryptobezogenen Aktivitäten verringern und sicherstellen, dass diese Bankaktivitäten vom OCC einheitlich behandelt werden, unabhängig von der zugrundeliegenden Technologie.
Zitat von OCC-Chef Rodney E. Hood

Die Bestimmung stellt klar, unter welchen Bedingungen US-amerikanische Finanzinstitute bestimmte Aktivitäten und Dienstleistungen rund um Kryptowährungen durchführen dürfen. Dazu gehören die Bereitstellung von Verwahrdiensten für Kryptowährungen , das Halten von US-Dollar-Reserven zur Unterstützung von Stablecoins sowie der Betrieb eigener Knotenpunkte in unabhängigen Netzwerken, um Überweisungen der Kunden zu verifizieren und bestimmte Stablecoin-Zahlungen durchzuführen. Diese Aktivitäten standen bereits 2020 und 2021 zur Diskussion, wurden jedoch bislang nicht eindeutig genehmigt. 

Mit der neuen Bestimmung können US-Banken nun offiziell Bitcoin und andere Kryptowährungen für ihre Kunden verwahren, Stablecoins halten und Krypto-Transaktionen selbst verifizieren. Somit ist davon auszugehen, dass mehr Banken in den Markt drängen und regulierte Krypto-Dienstleistungen anbieten. Dies ist ein bedeutender Schritt in der Geschichte der Bitcoin-Adoption, da der Zugang zu dem Asset für viele Menschen erleichtert und somit die Beschäftigung mit Bitcoin – und womöglich auch mit der Bedeutung der Selbstverwahrung – angeregt wird.

Gleichzeitig möchte die OCC überprüfen und somit sicherstellen, dass solche Aktivitäten verantwortungsvoll und im Einklang mit regulatorischen Standards durchgeführt werden. Die Banken sollen solide Risikomanagementpraktiken ausarbeiten und implementieren sowie eine sichere und legale Durchführung gewährleisten.

Das OCC erwartet von den Banken, dass sie zur Unterstützung neuartiger Bankaktivitäten die gleichen strengen Risikomanagementkontrollen einrichten wie für traditionelle Aktivitäten.
Zitat von OCC-Chef Rodney E. Hood

Das Engagement der Bankenaufsichtsbehörde passt zur Bitcoin- und Krypto-freundlichen Politik von Donald Trump. Die einst als unabhängig geltende Regulierungsbehörde muss sich jetzt auch stärker an den Vorgaben des Präsidenten orientieren. Trump hatte am 18. Februar 2025 die Executive Order 14215 unterzeichnet, mit der er seine Aufsicht und Kontrolle über sämtliche Exekutivbehörden stärkte. Die gesamte exekutive Macht wurde dem Präsidenten übertragen, sodass neue Richtlinien und Regulierungsmaßnahmen jetzt immer die Zustimmung aus dem Weißen Haus benötigen – mit Ausnahme der Geldpolitik der Federal Reserve.

Kritiker sehen eine Gefahr in der Schwächung der institutionellen Unabhängigkeit sowie in der Machtkonzentration und dem möglichen Machtmissbrauch – auch in Bezug auf Kryptowährungen. Mit der strategischen Bitcoin-Reserve hat das Weiße Haus zwar eindeutig zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen unterschieden, doch warnende Hinweise für Kleinanleger und andere Investoren in Bezug auf die betrügerischen Machenschaften vieler Krypto-Projekte blieben bislang aus. Trump ist sogar in ein Projekt selbst involviert und hat NFTs sowie den TRUMP-Coin auf den Markt gebracht.

Gary Gensler hatte als vorerst letzter unabhängiger Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC den Unterschied zwischen Bitcoin (Rohstoff) und allen anderen Kryptowährungen (Wertpapiere) verdeutlicht, um den Glücksspielcharakter von Krypto zu betonen. Viele Bitcoin-Befürworter würden sich dies auch von Trump wünschen. Stattdessen werden Gerichtsverfahren gegen Krypto-Börsen und Emittenten von Kryptowährungen eingestellt, um die Branche zu fördern. Der liberalere Regulierungsansatz in den USA bietet viele Chancen für die weitere Entwicklung von Bitcoin, aber auch das Risiko, dass sich die auf wackeligen Beinen stehende Krypto-Industrie daran hochzieht und betrügerische Machenschaften in dieser noch weitreichendere Auswirkungen haben.