Hongkong: Diskussion zur nationalen Bitcoin-Reserve nimmt an Fahrt auf

Wu Jiezhuang, Mitglied des Legislativrats von Hongkong und Vorsitzender des Web3-Unterausschusses für die Entwicklung virtueller Vermögenswerte, hat in der chinesischen Sonderverwaltungszone die Einführung einer nationalen Bitcoin -Reserve vorgeschlagen. Dadurch soll die finanzielle Sicherheit von Hongkong und Festlandchina geschützt werden.

Bereits Ende Juli dieses Jahres – nach der erstmaligen Verkündung von Donald Trumps Plan, nach seinem Amtsantritt als US-Präsident eine strategische staatliche Bitcoin-Reserve zu etablieren – regte ein Politiker die Diskussion zur Bitcoin-Reserve von Hongkong an – Blocktrainer.de berichtete . 

Jetzt betonte Wu in einem Interview in der Peking-nahen staatlichen Zeitung „Wen Wei Po“, dass der von Donald Trump angekündigte Plan negative Auswirkungen auf die traditionellen Märkte, die globalen Reserve-Assets und somit die finanzielle Sicherheit von Hongkong und Festlandchina haben könnte. Laut Wu mangele es Bitcoin zwar an nützlichen Anwendungsfällen, doch allein die einfachere Lagerung und Tragbarkeit von Bitcoin würden sich stark auf die Preise von traditionellen Edelmetallen mit geringem Nutzwert, jedoch mit hohen Lager- und Transportkosten – wie Gold und Silber – auswirken.

Wu glaubt, dass viele Länder dem Beispiel der USA folgen, ihre Bestände an traditionellen Vermögenswerten reduzieren und Bitcoin für den Werterhalt ihres Kapitals sowie im Kampf gegen Inflation einsetzen werden. Dabei wies Wu auch darauf hin, dass ein paar Länder sowie US-Bundesstaaten bereits eine Bitcoin-Reserve etabliert beziehungsweise entsprechende Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht haben.

Die Gefahr für die finanzielle Sicherheit dürfe nicht von der Hongkonger Regierung ignoriert werden. Aus diesen Gründen fordert Wu die Regierung auf, die Auswirkungen der US-Politik auf die eigenen Währungsreserven und Vermögenswerte zu prüfen. Als Antwort auf Trumps Pläne sollten digitale Vermögenswerte in die Steuerreserven aufgenommen sowie eine Bitcoin-Reserve über den staatlichen „Hong Kong Exchange Fund“ eingeführt werden. Dieser Devisenfonds wird von der „Hong Kong Monetary Authority (HKMA)“ verwaltet und sorgt für die Stabilität und Sicherheit von Hongkongs Währung und Finanzsystem. Bisher galten Krypto-Assets nicht als Bestandteil des Fonds oder nur zu einem sehr geringen Prozentsatz, bemerkte das „Financial Services and the Treasury Bureau (FSTB)“ in seiner Antwort. Die Regulierungsbehörden werden jedoch ein verbessertes Regulierungssystem formulieren und Maßnahmen einführen, um die Entwicklung des Marktes für digitale Vermögenswerte in Hongkong zu erleichtern. Somit könnten bald kleine Mengen an Krypto-Vermögenswerten in dem staatlich verwalteten Fonds gehalten werden. Dies wäre ein sehr innovativer, aber auch risikoreicher Schritt, bemerkte Wu.

Da die Marktkapitalisierung von Bitcoin im Vergleich zu den traditionellen Anlageklassen noch sehr gering ist und der Bitcoin-Preis extrem volatil sein kann, vertritt Wu die Meinung, dass die Regierung aufgrund dieser Risiken nur eine nicht allzu große Bitcoin-Reserve anlegen sollte. Eine kleine Bitcoin-Menge würde laut Wu zwar nicht maßgeblich dazu beitragen, dem Haushaltsdefizit von Hongkong entgegenzuwirken, doch die Etablierung einer Reserve durch die Regierung würde die Marktentwicklung fördern und die Steuereinnahmen erhöhen. Trotzdem solle nicht außer Acht gelassen werden, wie viele Bitcoin die USA für ihre Reserve kaufen und halten, um gegebenenfalls entsprechend zu reagieren.

Außerdem sei das extreme Risiko, dass Bitcoin gehackt und wertlos wird, nicht komplett auszuschließen, meint Wu und verweist dabei auf den Haftungsausschluss in dem kürzlich von BlackRock veröffentlichten Werbevideo für Bitcoin . Dort erklärt BlackRock, dass die Gesamtmenge von Bitcoin nicht zu 100 Prozent garantiert werden kann. Obwohl es theoretisch möglich ist, dass alle Netzwerkteilnehmer sich für eine Erhöhung der maximal knapp 21 Millionen Einheiten entscheiden, ist aufgrund der wirtschaftlichen Interessen der Bitcoin-Halter quasi ausgeschlossen, dass dies eines Tages so kommen wird.

Wu schlägt zudem vor, dass Hongkong den Vorteil der chinesischen Sonderverwaltungszone – „ein Land, zwei Systeme“ – nutzen sollte. Hongkong hat im Vergleich zum chinesischen Festland eine Vorreiterrolle im Krypto-Sektor. Die Sonderverwaltungszone genehmigte bereits Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs sowie sieben lizenzierte Handelsplattformen . Die wirtschaftlichen Chancen wurden erkannt und ergriffen. Mit der frühzeitigen Etablierung einer Bitcoin-Reserve könnte Hongkong sich nicht nur eine Führungsposition bei digitalen Vermögenswerten sichern, sondern auch die finanzielle Sicherheit für Festlandchina gewährleisten und dafür die Bitcoin in chinesischem Besitz nutzen.

Laut Bitcoin Treasuries hält China derzeit 190.000 beschlagnahmte Bitcoin. Angesichts der derzeitigen Einschränkungen für Bitcoin auf dem Festland sowie der Unterstützung der Branche in Hongkong, könnte die chinesische Regierung in Peking in Erwägung ziehen, die beschlagnahmten Bitcoin an die Hongkonger Regierung zu übertragen, wenn es keine konkreten Veräußerungspläne gibt. In Hongkong könnten diese Bitcoin in die ETFs transferiert und so der Wert freigesetzt beziehungsweise realisiert werden. Derzeit beträgt der Marktwert der 190.000 BTC fast 18 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht mehr als das Doppelte der gesamten Marktkapitalisierung der zwölf ETFs für virtuelle Vermögenswerte, die an der Hongkonger Börse notiert sind. Auch Fondsgesellschaften und Finanzverwalter könnten ihre Bitcoin-Bestände in die ETFs einfließen lassen und so sowohl die Werte freisetzen als auch den Aktienhandel in Hongkong ankurbeln, so Wu.

So wie verschiedene Politiker in unterschiedlichen Ländern und Regionen die Bedeutung einer staatlichen Bitcoin-Reserve erkannt und die Diskussion dazu angeregt haben, betont auch der Hongkonger Wu Jiezhuang die Notwendigkeit, die Entwicklungen im Bereich der Kryptowährungen – insbesondere Bitcoin – genau zu beobachten und strategische Entscheidungen zu treffen, um die finanzielle Sicherheit zu gewährleisten und wirtschaftliche Chancen zu nutzen.

Sogar Christian Lindner, der ehemalige Finanzminister von Deutschland, hat jüngst gefordert, dass sich die Europäische Zentralbank und die Bundesbank mit der Option von Krypto-Reserven auseinandersetzen –  Blocktrainer.de berichtete .

Die zukünftige US-Politik könnte die Strategien der Nationen in Bezug auf ihre Reserve-Assets grundlegend ändern und Bitcoin zu einem zunehmend bedeutenderen Bestandteil machen. Eventuell könnte Hongkong ein früher Nachzügler sein. Besonders spannend dürfte es aber werden, wenn sich Festlandchina dieser Strategie anschließt.