Die Rolle von Bitcoin bei den Expansionsplänen der BRICS-Staaten

Aktuell treffen sich die BRICS-Staaten auf einem Gipfel im russischen Kasan und diskutieren ihre strategischen Ausrichtungen. Dabei ist wohl auch der Umgang mit und die Nutzung von Kryptowährungen ein Thema. Zu den neun Mitgliedsstaaten gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sowie Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie machen 45 Prozent der Weltbevölkerung aus und sind für 35 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 50 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich .

Bereits am 18. Oktober fand das BRICS-Wirtschaftsforum in Moskau statt. Dabei verkündete der russische Präsident Wladimir Putin die Entscheidung, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen in den BRICS-Staaten offiziell für Investitionen anerkannt sind .

Zusätzlich hat das größte russische Mining -Unternehmen BitRiver Expansionspläne in die BRICS-Staaten bekannt gegeben , die es zusammen mit dem russischen Staatsfonds, dem Russian Direct Investment Fund (RDIF), tätigt.

Russland hat sich in diesem Jahr für Bitcoin und Kryptowährungen geöffnet und aktiv daran gearbeitet, entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Blocktrainer.de berichtete, wie das Land Ende Juli beziehungsweise Anfang August die Nutzung von Kryptowährungen für den internationalen Handel legalisiert und Vorschriften für das Mining von Bitcoin und Co. geschaffen hat. 

Zudem sind mindestens zwei russische Kryptobörsen geplant, welche die Umwandlung in den Rubel erleichtern sollen. Die russische Zentralbank testet außerdem den Digitalen Rubel, dessen vollständige Einführung für 2025 erwartet wird. Ziel dieser Maßnahmen sei es, Russland im Kryptobereich besser zu positionieren sowie ausländische Sanktionen zu umgehen.

Auf dem BRICS-Wirtschaftsforum in Moskau fordert Putin ein ähnliches Engagement von den BRICS-Staaten, um den Weg für eine neue Wirtschaftspolitik zu ebnen, die unabhängig von traditionellen Finanzsystemen ist. Neben der Einführung digitaler Währungen wollen die BRICS-Staaten auch die Blockchain -basierte BRICS-Pay-Plattform etablieren, die grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb des Staatenverbunds erleichtern soll. 

Das alles soll nicht nur die wirtschaftliche Präsenz des BRICS-Blocks ausweiten, sondern auch die lokalen Währungen fördern und die Abhängigkeit von westlichen Finanzsystemen – insbesondere dem US-Dollar – verringern.

Auch die Umgehung von Sanktionen spielt eine wichtige Rolle – vorrangig für Russland. Laut Medienberichten haben die führenden Gesetzgeber bereits vorgeschlagen, dass russische Miner ihre geschürften Bitcoin und andere Token an internationale Käufer veräußern könnten, damit diese die Kryptowährungen dann für die Bezahlung von Importen nutzen, was letztlich eine Sanktionsumgehung darstellt.

In diesem Zusammenhang ist es äußerst passend, dass auf dem BRICS-Wirtschaftsforum auch das größte russische Mining-Unternehmen BitRiver und der Russian Direct Investment Fund (RDIF) ihre gemeinsamen Expansionspläne bekannt gegeben haben. Sie wollen in den verbündeten BRICS-Staaten Rechenzentren sowohl für das Mining von Bitcoin und anderen Kryptowährungen als auch für Künstliche Intelligenz (KI) errichten, um die hohe Nachfrage zu bedienen, den russischen Anteil der weltweiten Datenverarbeitung zu erhöhen und sich global besser zu positionieren.

BitRiver betreibt in Russland bereits 21 Rechenzentren und baut momentan noch zehn weitere. Der CEO von BitRiver, Igor Runets, ist überzeugt, dass die russische Mining-Branche gegenüber der Konkurrenz aus den USA im Vorteil sei und weitere Marktanteile erlangen könne. Das Mining-Unternehmen steht jedoch auch auf der Sanktionsliste des US-amerikanischen Office of Foreign Assets Control (OFAC).

Das Anfang August in Russland erlassene Mining-Gesetz räumt der Regierung auch ein großes Maß an Kontrolle über das Mining-Unternehmen ein. Außerdem erhält Russland Zugang zu dezentraler Liquidität für internationale Zahlungen und zur Umgehung von Sanktionen.

Die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Fonds RDIF, der auch die Arbeitsgruppe für Finanzdienstleistungen und Investitionen des BRICS-Wirtschaftsrats leitet und sich für die Schaffung einer gemeinsamen Investitionsplattform einsetzt, stellt nun die nächste Expansionsphase nicht nur von BitRiver, sondern auch von Russland selbst dar. 

Das Land unterstützt BitRiver mit viel Geld und sieht das Mining als wichtigen Treiber für das eigene Wirtschaftswachstum. Zudem sollen die russischen Miner überschüssige Energie erhalten, erklärte das Energieministerium. Gleichzeitig sollen auch Russlands KI-Projekte und die entsprechenden beruflichen Möglichkeiten gefördert werden. Mit der Entwicklung einer eigenen Computerinfrastruktur dürfte sich die Abhängigkeit vom Westen kontinuierlich verringern.

Gemeinsam mit dem Russian Direct Investment Fund werden wir uns darauf konzentrieren, eine Infrastrukturbasis zu schaffen, die auf Mining basiert. Wir werden Datenzentren bauen und sie mit den entsprechenden Kapazitäten verbinden. So können wir schließlich auch KI-Projekte einsetzen und umsetzen.
Igor Runets, CEO von BitRiver, im Interview

Das Mining ist nicht nur die Grundlage für die digitale Wirtschaft. Wenn Russland in einem so grundlegenden Bereich wie dem Mining zu den USA aufschließt, bedeutet das, dass unser Land nicht ignoriert werden kann.
Igor Runets, CEO von BitRiver, im Interview

Die Expansion der russischen Mining-Industrie in die Märkte der BRICS-Nationen bietet auch den Ländern selbst neue Möglichkeiten. Es sind zwar noch keine konkreten Abmachungen bekannt, doch das Ziel sei es, KI und Mining in den BRICS-Ländern zu fördern und das gemeinsame Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,2 Prozent beziehungsweise 370 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu steigern. Neben dem Wirtschaftswachstum dürfte sich auch die Liquidität bei grenzüberschreitenden Zahlungen unter den Mitgliedsstaaten erhöhen sowie die Abhängigkeit vom Westen reduzieren.

Die Entwicklung der Rechenleistung für die Implementierung von KI bleibt eine Priorität für Russland und die BRICS-Partner. Die gemeinsame Nutzung von Hightech-Infrastrukturen wird es den Mitgliedern ermöglichen, Kosten zu senken, die Abhängigkeit von ausländischen Technologien zu verringern und wichtige Daten zu kontrollieren.
Kirill Dmitriev, CEO von RDIF, im Interview

Die Partnerschaft zwischen BitRiver und RDIF sowie die zunehmende Akzeptanz der Blockchain-Technologie, Bitcoin und Co. durch die BRICS-Staaten stellt einen weiteren Schritt bei ihrem Kampf gegen die globale Dominanz der USA dar. Sie bemühen sich, ein autarkes, zukunftssicheres und technologisch fortschrittliches Ökosystem zu schaffen, das in vielen Bereichen unabhängig vom Westen ist und ihm zunehmend den Rang abläuft.

Gleichzeitig ist die steigende Akzeptanz und Nutzung von Bitcoin-Mining durch die BRICS-Nationen ein gutes Zeichen für die globale Adoption des Assets. Mehr Teilnehmer dürften sich dem Netzwerk anschließen und die Vorteile der finanziellen Inklusion und den monetären Eigenschaften von Bitcoin gegenüber den Fiatwährungen erkennen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Nutzung von Bitcoin auch über die Umgehung von Sanktionen hinausgeht und in welchem Maß die BRICS-Staaten die finanzielle Unabhängigkeit ihrer Bürger gestatten werden oder mit ihren digitalen Zentralbankwährungen selbst Kontrolle ausüben wollen. 

Durch zusätzliche Mining-Anlagen dürfte auch die Gesamtrechenleistung ( Hashrate ) des Netzwerks, die regelmäßig neue Höchststände verzeichnet, nicht nur weiter ansteigen, sondern auch das Bitcoin-Netzwerk an Dezentralität gewinnen. Dadurch erhöht sich schließlich auch die Sicherheit des Netzwerks. Und neben Russland ist auch China sehr aktiv am Bitcoin-Mining beteiligt, sodass der Anteil der BRICS-Staaten an der Hashrate kontinuierlich steigen dürfte.